Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Grüne fordern Verweigerung der Betriebsgenehmigung für Hanauer Atomfabrik, 8. Februar 1987

Auf der Landesversammlung der Grünen in Langgöns wird vom Koalitionspartner SPD gefordert, die Atompolitik zu revidieren und dem Hanauer Nuklearunternehmen Alkern eine Genehmigung zu versagen.

Umweltminister Joschka Fischer (geb. 1948; Grüne) verlangt, dass Wirtschaftsminister Ulrich Steger (geb. 1943; SPD) seine Bereitschaftserklärung vom 8. Januar an Bundesumweltminister Walter Wallmann (1932–2013; CDU) zurückzieht, in der er bekundet, den Nuklearkonzern Alkern unter einschränkenden Bedingungen und zeitlich befristet zu genehmigen.

Gleichzeitig kündigt Fischer an, dass die derzeitige Atompolitik der SPD in den Grünen keine Mehrheit finde und gegebenenfalls zu einem Bruch der rot-grünen Koalition führe. Er bezeichnet das Vorgehen der SPD als „Schleiertanz“ und dem Versuch der SPD, „die Quadratur des Kreises zuwege zu bringen, nämlich Alkern gleichzeitig zu genehmigen und zu verbieten“, und fordert die Koalitionspartner dazu auf, eine eindeutige Position zu beziehen.¹

Ministerpräsident Holger Börner (1931–2006; SPD) fordert daraufhin Umweltminister Fischer zu seinem Rücktritt auf und lehnt die atompolitischen Forderungen der Grünen ab. Damit scheitert die hessische rot-grüne Koalition, die die erste auf Bundesebene war, nach bereits 14 Monaten Regierungsarbeit.²
(NT)

1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.2.1987, S. 1: Die Grünen drohen in Hessen mit Bruch der Koalition. ↑
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.2.1987, S. 1: Börner nimmt die Parteitags-Erklärung des grünen Ministers Fischer als Rücktritt. ↑