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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Die Farbwerke Hoechst AG erhalten die offizielle Erlaubnis zum Betrieb eines Vertretungsbüros in Moskau, 13. Mai 1971

Die Farbwerke Hoechst AG erhalten als erstes deutsches Industrieunternehmen eine offizielle Genehmigung der sowjetischen Behörden, eine Zweigniederlassung in Moskau zu eröffnen. Möglicherweise gab Kreml-internes Kompetenzgerangel den entscheidenden Ausschlag für die überraschende Zulassung des hessischen Chemiekonzerns. Das Staatliche Komitee für Wissenschaft und Technologie (Gosudarstvennyi komitet po Nauke i tekhnike-GKNT) besitzt seit einiger Zeit die Erlaubnis, akkreditierte Zulassungen für Vertretungsbüros ausländischer Privatunternehmen zu vergeben, und plante, die Büros aller sich bewerbenden westdeutschen Firmen gemeinsam in einem eigens dafür vorgesehenen Bürogebäude unterzubringen. Im vormals exklusiv über die Vergabe von Akkreditiven entscheidenden Außenhandelsministerium sah mich sich angesichts der hochfliegenden Pläne des Komitees offenbar genötigt, diesem Vorhaben zuvorzukommen, indem man seinerseits der Firma Hoechst vorzeitig eine Genehmigung erteilte (vgl. DER SPIEGEL 24/1971, 7.6.1971, S. 41).

Trotz der 1970 gegenüber Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (1911–1994; SPD) geäußerten Zusage des sowjetischen Außenhandelsministers Nikolai Patolitschew (1908–1989), den Wunsch bundesdeutscher Unternehmen, eine Vertretung in der sowjetischen Metropole zu eröffnen, künftig im Vergleich zu Firmen aus anderen (westlichen) Nationen nicht nachrangig zu behandeln, gelang es bis Anfang 1971 offenbar nur einem einzigen Westberliner Unternehmen, ein solches Vorhaben auch zu verwirklichen. Der deutsche Gesandte in Moskau, Dr. Carl Heinz Lüders (1913–2006), übermittelt am 14. Mai 1971 schließlich dem Auswärtigen Amt die Nachricht, dass das sowjetische Außenhandelsministerium am Vortag den Farbwerken Hoechst AG die Akkreditierung eines Vertretungsbüros in Moskau erteilt hat. Von sowjetischer Seite stelle man dazu fest, „dass es sich um die erste Firma aus der Bundesrepublik“ handele, „der eine entsprechende Genehmigung erteilt“ werde (zitiert nach Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1971, 1. Januar bis 30. April 1971, hrsg. Im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte, München 2002, S. 202, Anm. 4).
(KU)

Belege
  • Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1971, 1. Januar bis 30. April 1971, hrsg. Im Auftrag des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte, München 2002
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Die Farbwerke Hoechst AG erhalten die offizielle Erlaubnis zum Betrieb eines Vertretungsbüros in Moskau, 13. Mai 1971“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1292> (Stand: 30.6.2021)
Ereignisse im April 1971 | Mai 1971 | Juni 1971
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