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Vorstellung eines neuen Opel-Sechszylinder-Wagens in Frankfurt, 24. November 1930

Anlässlich einer Opel-Händlertagung in Frankfurt am Main präsentiert die Adam Opel AG ein neues Sechszylinder-Modell mit 1.790 ccm Hubraum, das zu einem besonders attraktiven Preis verkauft wird und als viersitzige „Normal-Limousine“ 3.295 Reichsmark kosten soll. Das als „Wagen des neuen Jahrzehnts“ und „Der Goldener Schnitt“ beworbene Gefährt ist in Zusammenarbeit mit der Muttergesellschaft General Motors (GM) in den USA entwickelt worden, die den Rüsselsheimer Automobilhersteller 1929 zunächst mehrheitlich (zu 80 %) übernommen hat. Beachtung findet das neue Modell nicht nur aufgrund seines prestigeträchtigen Sechszylindermotors, der 32 PS bei 3200 U/min leistet und den offiziell „Typ 1,8 Liter“ betitelten Wagens (intern: „18 B“) bis auf eine Spitzengeschwindigkeit von 90 km/h beschleunigt, sondern besonders auch wegen seiner modernen Form, die aufgrund des schlanken, verchromten Kühlergrills an die aktuellen GM-Chevrolet-Modelle erinnert. Diese Ähnlichkeiten sind kein Zufall: der Opel 1,8 Liter wurde in den Designstudios des amerikanischen Automobilkonzerns entworfen. Von der in Fragen rationeller Großserienfertigung sehr erfahrenen Muttergesellschaft bereitgestelltes Know-how für die Fertigung, und die bei Opel in Rüsselsheim installierten modernen Produktionsanlagen ermöglichen es, den Typ 1,8 Liter zu aufsehenerregend günstigen Konditionen anzubieten. Erstmals ist in Deutschland ein Sechszylinder-Wagen annähernd zum Preis eines Vierzylinders erhältlich. Für einen Aufpreis gegenüber der viersitzigen „Normal-Limousine“ von 155 Mark erhält der Käufer eine „Sonnenlimousine“ getaufte Variante als geschlossenen Viersitzer mit kunststoffbezogenem Schiebedach. Das „Sonnen-Coupe“ „für elegante Menschen von kultiviertem Geschmack“ verfügt über ein großes Stahl-Schiebedach und wird zum Preis von 3.495 Mark angeboten. Eine zweisitzige, zweitürige Cabriolet-Version kostet 3.175 Mark. Daneben steht speziell für gewerbliche Betreiber ein Lieferwagenmodell mit Kastenaufbau und 350 Kilogramm Nutzlast zur Verfügung, das für 2.950 Mark zu haben ist. Günstigstes Modell ist der viersitzige, offene „Touring“ für 2.700 Mark.

Der Typ 1,8 Liter erweist sich von Beginn an als großer Erfolg. Nachdem im Januar 1931 die ersten Einheiten des neuen Mittelklassewagens in Rüsselsheim vom Band laufen, verkauft Opel bereits im März und April 1931 täglich deutschlandweit durchschnittlich 283 Opel-Automobile. Im Juni 1931 läuft bereits der 10.000. 1,8 Liter vom Band, im gleichen Monat werden 1.000 Einheiten des 1,8 Liter ins Ausland verkauft. Opels Anteil am deutschen Autoexport steigt auf 77,6 %. Von der 1932 um weitere Varianten bereicherten und 1933 grundlegend überarbeiteten1 Modellreihe werden bis November 1933 insgesamt 32.300 Wagen aller Ausführungen produziert. Im Januar 1934 wird der Nachfolge-Typ Opel 6 vorgestellt.
(KU)


  1. 1933 ersetzen bei allen Opel-Modellen Leichtmetallkolben in den Zylindern die aus Grauguss gefertigten Vorgänger. Durch eine höhere Verdichtung, größere Einlassventile und einen verbesserter Vergaser steigt die Leistung des Reihensechszylinders im Typ 1,8 Liter auf 34 PS bei 3.200 Touren.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Vorstellung eines neuen Opel-Sechszylinder-Wagens in Frankfurt, 24. November 1930“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2062> (Stand: 24.11.2021)
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