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Einweihung der neuen Ernst-Ludwig-Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Worms, 30. November 1900

In Anwesenheit von Großherzog Ernst Ludwig (1868–1937), des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten Karl von Thielen (1832–1906) und des hessischen Staatsministers Karl Rothe (1840–1906) wird in Worms eine neue Eisenbahnbrücke über den Rhein eingeweiht. Sie ist Teil der Bahnstrecke Worms – Biblis und überquert den Fluss nördlich von Worms bei Stromkilometer 445,45.

Ebenso wie die bereits im Frühjahr fertiggestellte und unter dem Namen „Ernst-Ludwig-Brücke“ in Betrieb genommene Straßenbrücke über den Rhein (flussaufwärts gelegen) verfügt die Eisenbahnbrücke über zwei massive Tortürme, die aber gegenüber der Straßenbrücke eine niedrigere Höhe aufweisen. Für beide Brücken waren 1896 Wettbewerbe ausgeschrieben worden. Das Bauwerk ist die erste große deutsche Eisenbahnbrücke, bei der die über der den Gleisen liegenden Bogenfachwerkträger durch eine feste stählerne Verbindung der Bogenenden („Zugband“) verbunden werden.1
Karl von Thielen feiert in seiner Rede die die Eisenbahnstrecke zwischen Worms und Biblis bedienende Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft als eine glückliche Ehe. Die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft (offizielle Bezeichnung: „Preußisch-Hessische Eisenbahnbetriebs- und Finanzgemeinschaft“) mit einer Direktion im Mainz wurde aufgrund der engen räumlichen Nachbarschaft des Großherzogtums mit preußischen Gebieten am 23. Juni 1896 per Staatsvertrag als gemeinschaftlich durch die Königlich-Preußische Staatseisenbahn und die Großherzoglich-Hessischen Staatseisenbahn betriebene Gesellschaft gegründet. Am 1. April des folgenden Jahres kam es daraufhin zur Übernahme der Verwaltung der Betriebsführung der Großherzoglichen Staatseisenbahnen durch die Preußischen Staatseisenbahnen. Der Staatsvertrag sicherte dem Großherzogtum Hessen dabei weiterhin eine Beteiligung an den Erträgen sowie den Erhalt aller Eigentums- und Hoheitsrechte zu.

Die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft wurde am Ausgang des 19. Jahrhunderts vielfach als Grundstein für eine Deutsche Eisenbahngemeinschaft betrachtet, die dem Vorbild des Deutschen Zollvereins folgen sollte. Allerdings zeigte sich der preußische Staat wenig daran interessiert, kleinere, unrentable Bahnen in einen solchen Verbund einzuschließen, sodass bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges keine Erweiterung der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft (zum Beispiel durch die prinzipiell interessierten Länder Württemberg und Baden) zustande kam.2
(OV/KU)


  1. Zuvor wurde diese Trägerform bereits bei der 1899 eröffneten Süderelbbrücke in Harburg und der Hackerbrücke in München angewandt, vgl. Hans-Wolfgang Scharf, Eisenbahn-Rheinbrücken in Deutschland, Freiburg i. Br. 2003, S. 125.
  2. Vgl. Dieter Ziegler, Eisenbahnen und Staat im Zeitalter der Industrialisierung, Stuttgart 1996, S. 277 f.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Einweihung der neuen Ernst-Ludwig-Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Worms, 30. November 1900“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2084> (Stand: 30.11.2022)
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